Vladimir Drozdoff - Au tombeau de Rachmaninov 

Der Pianist, Komponist und Musikpädagoge Wladimir Nikolajewitsch Drozdoff wurde am 25. Mai 1882 - also vor 140 Jahren - in Saratow geboren, als ältester von drei Jungen, die alle ihr Leben der Musik widmeten.

Er wurde Student an der Saratower Musikschule (Vorläufer des Saratower Konservatoriums), sowie am St. Petersburger Konservatorium, wo er Klavier bei Anna Yesipova und Komposition bei Nikolai Rimsky-Korsakov studierte.

Zu seinen Kollegen in St.Petersburg gehörten u.a. Medtner, Godowsky, Glazounov, Liadov und Gretchaninov, und hier lernte er auch Sergej Rachmaninow kennen. Zu seinen eigenen Schülern am St. Petersburger Konservatorium gehörten später Emanuel Bay, Maria Yudina und Pauline Heifitz.

1918 zog er in die Ukraine, wo er an der Gründung der neuen Konservatorien mitarbeitete und emigrierte dann 1923 mit seiner Familie in die Vereinigten Staaten von Amerika.

In New York unterrichteten ebenfalls seine Frau Anna Drozdova, sowie seine Tochter Nathalie Drozdoff-Cherny und Sohn Paul Drozdoff - alle im Drozdoff Studio in der 302 West 107th Street und später in der 204 West 81st Street. Vladimir, Nathalie und Paul traten auch auf, sowohl einzeln als auch gemeinsam, von den 1920er bis in die 1950er Jahre.

Es gibt 132 vollständige Kompositionen und weitere 56 Fragmente von diesem heutzutage wohl unterschätztem Musiker, der am 11. März 1960 in New York als Amerikaner starb.

In unserem musikalischen Podcast spielt uns unser Mitglied Ezgy Göktürk die Komposition Au tombeau de Rachmaninov ("An Rachmaninoffs Grab"), welche sich in drei Teilen aufgliedert, so wie es hier Vijay Shah erklärt:

I. Dies Irae - Dieses am Tag von Rachmaninoffs Tod (28. März 1943) komponierte Stück ist um das aus dem gregorianischen Gesang stammende Dies irae-Thema herum aufgebaut und findet sich in den Werken vieler einflussreicher Komponisten, am bekanntesten in Liszts Totentanz (ein Konzertstück für Klavier und Orchester). Zärtlich und düster in seiner Ausdruckskraft ist das erste Stück ein Trauerlied.

II. Epitaphe - Der zweite Satz ist genau so, wie der Titel es schon andeutet: Drozdoff hat das metaphorische musikalische Epitaph für Rachmaninoffs Grabstein geschrieben. Rachmaninoffs Vorliebe für Polyrhythmus, überlagernde Akkorde und schnelle Schnörkel sind in diesem zugleich gewalttätigen und zarten Schreiben präsent.

III. Psalmodie du printemps (Fr. "Gesang des Frühlings") - Das letzte Stück des Zyklus fühlt sich an wie eine Canzone, ein einfaches Lied, das (für mich) die Akzeptanz des Verlustes und die Feier von Rachmaninoffs Leben als Person, Pianist, Dirigent und Komponist symbolisiert. Drozdoff imitiert erneut die Charakteristika von Rachamaninoffs eigenen Kompositionen, insbesondere die Präludien, die Etüdes-Tableaux und den langsamen Satz seines dritten Klavierkonzerts.

Ezgy Göktürk

1 Kommentar