Von ergonomisch geschwungenen Tastaturen

Experimente mit dieser Art von Tastatur reichen bis ins späte 18. Jahrhundert zurück. So konstruierte 1780 der Wiener Klavierbauer Wilhelm Neuhaus eine konkave Klaviatur für sein Klavier. 

Eines der frühesten verbliebenen Klaviere mit einer geschwungenen Tastatur wurde vom skandinavischen Klavierbauer Olof Granfeldt (1793-1850) entwickelt. Granfeldt stellte mehrere solcher Instrumente her. Ein 1827 hergestelltes Tafelklyvier ist derzeit im Sibelius-Museum, Turku, Finnland, ausgestellt (Photo unten).

Die in Boston ansässige Firma Wilkins and Newhall enthüllte 1845 einen quadratischen Flügel mit einer konkaven Tastatur. Daniel Newhall erhielt ein Umrisspatent für dieses Design. 

Der deutsche (Kalkar) Klavierbauer W. Neuhaus Söhne (Nachkomme von Wilhelm Neuhaus) produzierte 1882 ein Klavier mit einer geschwungenen Tastatur. Es ist im Musikinstrumentenmuseum in Brüssel ausgestellt.

Das erste vollständige Patent für eine gebogene Tastatur wurde erst 1910 F. Cludsam (Clutsam), einem deutschen Hersteller, erteilt. Seine Tastaturen waren konkaver als die des Granfeldt. 

Auch die hoch angesehene Firma Zeitter & Winklemann mit Sitz in Braunschweig produzierte Mitte des 19. Jahrhunderts einen Flügel mit konkaven Tastatur. 

In jüngerer Zeit verfügte der im Jahr 2000 vorgestellte Schimmel K208 Pegasus-Flügel auch über eine leicht geschwungene Tastatur.

Der jüngste Spross in dieser Reihe ist das Maene-Viñoly Concert Grand Piano (photo oben), in Belgien entwickelt von Chris Maene nach einer Idee des Architekten und Hobby-Pianisten Rafael Viñoly.

Chris Maene ist ein Verfechter des geradlinigen Klaviers. Hier verlaufen alle Strings parallel zueinander. Ursprünglich verwendeten alle Flügel dieses Format, aber in den letzten 100 Jahren hat die Übersaitung (bei der sich Basssaiten über Tenorsaiten kreuzen) sich durchgesetzt: Overstringing ergibt die längstmögliche Saitenlänge für die Größe des Klaviers.

Chris Maene hat das Straight-Stringing nun wieder zurückgebracht. Er hat modernste Techniken verwendet, um ein zeitgenössisches geradliniges Instrument mit einem neuen Klang zu entwickeln. Ursprünglich hatten gerade bespannte Klaviere eine Reihe von Metallstangen, die zusammengeschraubt waren, um die Saiten zu stützen. Wie alle modernen Instrumente verfügen Maenes Klaviere jedoch auch über einen einzigen gusseisernen Rahmen.

(Quelle: World Piano News)

Granfeldt-Tafelklavier 1827

 

 

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